Petra – Ein Cafe im Nebenerwerb eröffnen

Wer ein Beispiel für Multitaskfähigkeit sucht, sollte Petra in Ihrem kleinen Cafe in Düsseldorf besuchen. Sie begrüßt alle Gäste persönlich mit Namen, arbeitet nebenbei eine neue Mitarbeiterin ein, schält und schneidet auch noch Süsskartoffeln, begutachtet ihr frisch lackiertes Fahrrad, welches ein Freund vorbei bringt und gibt mir ein Interview.

Aber das ist bei Weitem nicht alles, was Petra alles nebenbei macht, denn sie hat auch noch eine ganz normale Vollzeitstelle. Wie Petra den Spagat zwischen Vollzeitbeschäftigung und ihrem eigenem Cafe schafft, erzählt sie mir im Interview.

Petra, hauptberuflich bist du ja nicht Cafebesitzerin….

Das stimmt. Im Hauptjob arbeite ich als Spezialist für ein Multi-Technologieunternehmens und kümmere mich unter anderem um die Entwicklung von neuen Technologien und Produkten. Ich habe Chemie studiert, in Italien geforscht und gearbeitet, meinen Doktor gemacht und seit dem arbeite ich angestellt in der Forschung.

Und trotzdem hast du nebenbei den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt?

Ja, vor einem Jahr habe ich mein kleines Cafe im Nebenerwerb in Düsseldorf eröffnet. Das Don Melone liegt mitten im Stadtteile Bilk, welcher zu den angesagtesten in Düsseldorf gehört. Das Don Melone ist mit 25qm wirklich sehr klein, aber gerade deshalb passt es perfekt zu meinem Cafekonzept: Wohnzimmer – fühle dich wie zu Hause! Wir bieten selbstgemachte Kuchen, Salate, Smoothies und Kaffee an. Wir verwenden nur frische Zutaten und wissen auch genau, wo diese herkommen. Das Konzept soll sich auch in der Zubereitung der Speisen wieder finden: handgemacht – wie zu Hause! Mein Motto: vegan, vegetarisch und flexitarisch! Auch findet man bei uns Superfoods (Lebensmittel, die eine heilende Wirkung auf den Körper ausüben können und entgiftend wirken) auf der Speisekarte, ein Beipsiel sind unsere Smoothies mit Chlorella und Brennnessel.

Wieso hast du dich ausgerechnet für ein Cafe entschieden?

Ich habe schon immer super gerne gekocht und gebacken. Ich liebe den Kontakt zu anderen Menschen. Auch haben mich Fernsehberichte, über Menschen, die ein Cafe betreiben, schon immer inspiriert. Für meine Kommilitonen vom Doktor Studium war es übrigens schon 2007 bei meinem Abschluss klar, dass ich irgendwann ein Cafe eröffnen werde. Schon damals schrieben sie auch meinen Doktorhut bei den Prognosen über meinen zukünftigen Lebenslauf: „Cafebesitzerin“.

Und wie kam es dann schlussendlich zur Gründung?

Ich habe eines Tages bei Immobilienscout im Internet gesurft, weil ich ursprünglich mal nach Kapitalanlagen schauen wollte. Dabei viel mir der Button „Gewerberäume“ auf und ich habe einfach mal drauf geklickt. Mir fiel direkt eine Anzeige ins Auge: „kleine Espressobar in Unterbilk“ und schon war es um mich geschehen. Ich habe direkt eine Mail geschickt, als ich keine Antwort bekam, eine zweite und auch den Anrufbeantworter vom Vermieter habe ich mehrmals an die Grenze seiner Kapazitäten gebracht. Schlussendlich rief mich der Vorbesitzer mit den Worten „sie sind aber hartnäckig“ an und ich bekam einen Besichtigungstermin.

So einfach ging es?

Nicht ganz. Es gab am Anfang viel hin und her, denn ich wollte ursprünglich mit einem Freund gründen, der aber im letzten Moment abgesprungen ist. Per Zufall habe ich über Bekannte im Mai 2014 ein Mädel kennengelernt, die ebenfalls den Wunsch hatte ein Cafe zu eröffnen. Obwohl wir uns kaum kannten, entschlossen wir uns, gemeinsam das Projekt Don Melone im Juli zu starten.

Und wie sind die Erfahrungen mit einem Geschäftspartner zu gründen, den man kaum kennt?

In unserem Fall hat es leider nicht geklappt und meine Partnerin ist im Oktober ausgestiegen. Seit dem betreibe ich das Don Melone alleine. Ich stand natürlich auf ein Mal vor ganz neuen Herausforderungen, den meine Partnerin sollte ja Vollzeit fürs Cafe arbeiten, während ich meinem Hauptjob nachgehen sollte. Für mich war es der absolute Sprung ins kalte Wasser,denn ich wäre wohl nie auf die Idee gekommen, alleine mit einer Vollzeitstelle ein Cafe zu eröffnen.

Wie hast du dich damals auf die Eröffnung vorbereitet?

Ich habe mir das Buch Erfolgreich in der Gastronomie gekauft. Dabei war eine CD mit Vorlagen für den Businessplan, das hat viel geholfen. Manche Sachen erfährt man auch, wenn man bei Ämtern (z.B. Gewerbeamt) nachfragt. Ich musste auch an einer Unterrichtung für Gastwirte bei der IHK (Industrie und Handelkammer) teilnehmen. Dort gab es auch Ansprechpartner der DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband), wo man auch Kurse belegen kann. Ich selbst habe ein halbtägiges kostenfreies Gründerseminar bei der DEHOGA belegt.

Für welche Unternehmensform hast du dich entschieden? Und welche Behördengänge mussten gemacht werden?

Wir haben uns damals auf Empfehlung unseres Steuerberaters für eine Kapitalgesellschaft, die UG, entschieden. Das Don Melone selbst eine eine UG & Co. KG, weil meine damalige Partnerin ursprünglich plante mehrere Cafes zu eröffnen und so wären alle selbstständig bilanziert worden.

Weil es eine Kapitalgesellschaft ist mussten wir natürlich zum Notar und einen Gesellschaftervertrag unterschreiben. Dieser hat es dann beim Handelsregister und beim Finanzamt eingereicht. Mit dem unterschriebenen Gesellschaftervertrag mussten wir dann noch zum Gewerbeamt und den Gewerbeschein holen.

Das Gewerbeamt gibt dann auch Auskunft über weiter notwendige Anträge. In unserem Fall waren es die Konzession für den Alkoholausschank und die Aussenkonzession für unsere Sitzplätze unter freiem Himmel. Das Hygieneamt kommt von ganz alleine.

Wie hast du das Don Melone finanziert?

Das Don Melone habe ich zu 100% selbst finanziert, also ohne einen Kredit. Generell ist es sehr schwer für die Gastronomie einen Kredit zu bekommen. Ich glaube, es liegt da dran, da es keine gesetzlichen Vorgaben gibt um eine Gastronomie zu eröffnen.

Die grösste Summe habe ich damals für das Inventar des Vormieters gezahlt. Generell sollte man eher grosszügig bei Gründung rechnen, denn es fallen immer wieder versteckte Kosten an.

Wie organisierst du dein Cafe?

Ich habe eine feste Mitarbeiterin, die das Cafe mit sehr viel Einsatz und Liebe führt, für die Tagschicht und mehrere studentische Ausfilfskräfte. Die Buchhaltung, Lohnabrechnung etc. übernimmt der Steuerberater. Natürlich ist sehr kostenintensiv so etwas abzugeben, aber es hält mir den Rücken frei und ich kann mich dem Kerngeschäft widmen.

Wie geht es weiter?

Ich wünsche mir, dass ich weiterhin so viel Spass bei der Arbeit, mit den Gästen und den Mitarbeitern im Cafe habe. Ich hoffe, dass mein Hauptarbeitgeber mich weiter unterstützt, den ich mag die Kombination sehr gerne. Manchmal wünsche ich mir wieder ein bisschen mehr Privatleben, aber welcher Gründer wünscht sich dieses nicht….?

Hallo, ich bin Meike. Seit 17 Jahren arbeite ich als Flugbegleiterin.

2012 habe ich nebenberuflich den Reiseveranstalter JOVENTOUR gegründet und 2020 das Posterlabel littleplan

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Meike