Elke – Café Eröffnung mit dem Sohn!

Familienunternehmen sind eigentlich keine Seltenheit in Deutschland. Auch gehören Firmierungen wie „… & Söhne“ zum Alltag. Wie der Firmenzusatz schon zeigt, werden die meist doch sehr traditionsreichen Unternehmen oftmals vom Vater an den Sohn übergeben. Aber wie sieht es bei Neugründungen aus? Und wenn nicht der Vater sondern die Mutter die Gründerin ist?

Ich habe Elke getroffen, die mit ihrem Sohn Markus das Café Matilda in Düsseldorf Gerresheim eröffnet hat.

Wie kam es zur Gründung?

Elke: Durch Zufall. Ich bin seit diesem Januar in Rente und habe davor als Medizinischtechnische Assistentin (MTA) im Uniklinikum gearbeitet. Ein Nachbar erzählte mir, dass ein kleinen Café in Gerresheim zum Verkauf stehen würde und fragte mich, ob das nicht etwas für mich sei. Ich habe eigentlich nicht lange überlegt und direkt Markus mit ins Boot geholt…

Markus: Da ich BWL studiert habe und auch schon bei zwei anderen Gründungen beteiligt war, war eine Übernahme nicht komplett fremd für mich. Trotzdem ist so etwas natürlich was anderes, als das, was ich jetzt mache. Ich bin DJ und momentan lege ich viel auf Hochzeiten auf. Da meine eigenen Kapazitäten für Veranstaltungen erschöpft ist, möchte ich gerne eine kleine Agentur aufbauen, um auch andere DJ vermitteln zu können.

Elke: Wir haben damals eigentlich gar nicht lange überlegt. Da die Konkurrenz überschaubar in Gerresheim ist und ich ein Händchen für Dekoration und Backen habe, war schnell meine Begeisterung geweckt. Wir haben vor der schlussendlichen Entscheidung allerdings noch eine etwas genauere Analyse gemacht und uns das Café genau (inkl. Einblick in die Bilanzen etc) angeschaut.

Und dann habt ihr das Café 1:1 übernommen?

Markus: Nein, wir haben das Unternehmenskonzept doch sehr umgeschrieben. Wir fokussieren nun den lokalen Ansatz. Wir wissen woher unsere Zutaten kommen und kennen alle Zulieferer. Außerdem möchten wir auch junge Familien ansprechen, so haben wir zum Beispiel eine Kinderecke und Wickeltische in den Toiletten geschaffen.

Elke: Vor der Übernahme mussten wir natürlich auch noch viel Papierkram erledigen. Unsere erster Weg führte uns zum Ordnungsamt, wo wir eine lange To-Do Liste erhalten haben. Es ging vor allem um Alkoholkonzession, Schallschutz, Hygienebelehrung, Toilettenvorschrift etc…. Wir haben für diese Aufgaben sechs Wochen eingeplant, was fast zu knapp war.

Markus: Auch haben wir vor der Übernahme eine kleine Konkurrenzanalyse im Umkreis gemacht. Wir haben geschaut, was machen andere Cafés gut und was weniger gut. Was können wir anders machen oder wo können wir uns noch eine Scheibe von abschneiden. Dabei ist uns aufgefallen, dass Wartezeiten und Service ein wichtiges Thema in der Gastronomie ist. So ist auch unsere Regelung entstanden, dass immer mindestens zwei Servicekräfte pro Schicht eingesetzt werden.

Wie habt ihr es rechtlich geregelt?

Markus: Wir haben uns für die Gesellschaftsform GbR entschieden und haben beide die gleich fünfstellige Summe ins Café investiert. Die Hälfte davon waren die Übernahmekosten von den Vorbesitzern, den anderen Teil haben wir in Neuanschaffungen investiert. So haben wir zum Beispiel mehr Sitzplätze geschaffen oder auch eine Gastro Spülmaschine gekauft.

Und wie sieht die Arbeitsteilung bei euch aus?

Elke: Ich bin für den kompletten operativen Part zuständig und stehe auch öfters hinter der Theke. Markus arbeitet mehr im Hintergrund, macht das Marketing und betreut die Social Media Kanäle. Er bereitet auch die Buchhaltung vor, die wir dann aber an einen Steuerberater abgeben. Generell kann man aber sagen, dass ich fast 40 Stunden pro Woche in das Matilda stecke, während Markus 15 Stunden Zeit investiert.

Könnt ihr schon vom Cafe Matilda leben?

Elke: Noch zahlen wir uns kein Gehalt aus. Da wir ja beide quasi nebenberuflich gegründet haben, sind wir beide auch finanziell unabhängiger. Momentan investieren wir alles, was übrig bleibt, in neue Anschaffungen. Ich bin inzwischen auch der Meinung, dass man so ein Business, wie das von uns, nicht gründen sollte, wenn man finanziell davon abhängig ist.

Markus: Wäre ich davon finanziell abhängig, hätte ich schon einige schlaflose Nächte gehabt.

Und trägt sich das Cafe jetzt schon von selbst?

Elke: Ja, ungefähr seit dem dritten Monat nach der Eröffnung. Wobei man bedenken muss, dass Markus und ich uns ja nichts auszahlen, auch haben wir keine Rückzahlungen von Krediten, weil wir ja die Einlagen zu 100% selbst geleistet haben.

Wie sieht es bei Euch generell mit den Kosten aus?

Markus: Die Personalkosten sind bei uns in der Tat mit fast 50% die höchsten Aufwendungen. Wir haben fünf Mitarbeiter, davon drei Minijober. Das Problem hierbei ist, dass die Besucherzahlen im Cafe von so vielen Faktoren abhängig sind (zum Beispiel vom Wetter) und man nie vorher sehen kann, wie viele Gäste wir haben werden. So ist es sehr schwierig, das Personal perfekt zu planen. 15%-20% der Gesamtkosten geben wir für Miete aus und 30%-35% für den Wareneinkauf.

Elke: Bei einer Geschäftseröffnung werden aber immer Kosten auf einen zukommen, die man am Anfang nicht bedacht hat. Man sollte immer einen Puffer einplanen.

Was ist das schönste an einer Gründung mit dem Sohn?

Elke: Das Vertrauen! Ich kann mit Markus stressfrei reden.

Was ratet ihr anderen Gründern, die ein Cafe eröffnen möchten?

Markus: Gründe mit soviel Startkapital, dass du dir keine Gedanken machen musst, wie du in den ersten sechs Monaten deine Fixkosten decken kannst!

Elke: Generell darf man die Arbeitsbelastung nicht unterschätzen. Auch muss man wirklich investieren, wenn man Qualität liefern möchte. Wir haben zum Beispiel einen Barista-Workshop zu uns ins Cafe geholt, damit wir genau wissen, wie man guten Kaffee zubereitet. Auch sollte man viel mit anderen Gründern (in unserem Fall Gastronomen) sprechen und sich verschiedene Meinungen anhören.

Markus: Man sollte auch genügend Zeit einplanen. Die ganzen Behördengänge und Konzessionen brauchen schon 2-3 Monate Zeit. Das wichtigste ist Geduld, auch wenn es um erste Gewinne geht, den ansonsten verliert man sein Herzblut. Bleibe deinem Stil treu und verbiege dich nicht.

Cafe Eröffnung

Hallo, ich bin Meike. Seit 17 Jahren arbeite ich als Flugbegleiterin.

2012 habe ich nebenberuflich den Reiseveranstalter JOVENTOUR gegründet und 2020 das Posterlabel littleplan

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Meike